Die Schweiz ist ein viersprachiges Land und viele Leute sprechen zwei oder drei Sprachen. Wenn die Leute merken, dass du als Ausländer*in Probleme mit einem Satz hast, wechseln sie oft in eine andere Sprache wie z.B. Englisch. Auch haben wir hier die Herausforderung mit dem Dialekt, da die Leute eher Dialekt sprechen wollen als Hochdeutsch. Schweizerdeutsch ist einfacher als Hochdeutsch, aber die Sprachkurse sind immer auf Hochdeutsch. Darum musste ich einen Deutschkurs besuchen.
Da Zürich eine internationale Stadt ist, könnte man auch ohne Deutsch zu sprechen, gut zurechtkommen. Ich selber arbeite auf Französisch in einer Schule und meine Selbstständige Arbeit als Doula mache ich vor allem auf Spanisch oder Französisch. Man kann auch einen Freundeskreis haben, wo Spanisch gesprochen wird. Das heißt, es ist nicht unbedingt notwendig, Deutsch zu lernen. Darum sind Menschen ohne Deutschkenntnisse, die bereits über 20 Jahre in der Schweiz leben, nicht schwierig zu finden.
Zudem ist es für spanische Muttersprachler, besonders schwierig Deutsch zu lernen und zwar nicht nur wegen dem Wortschatz, sondern auch aufgrund der Aussprache und des Satzbaus.
Wie hast du es trotzdem geschafft?
Zum Glück kann ich nicht gut Englisch sprechen. So war es für mich wichtig, Deutsch zu lernen.
Am Anfang meiner Zeit in der Schweiz habe ich einen Deutschkurs vor Ort besucht und ich habe von A1 bis C1 gelernt. Nach dem C1 Kurs habe ich bemerkt, dass ich mehr oder weniger die Grammatik beherrschte, aber leider konnte ich nicht sprechen, darum habe ich wieder von B1 angefangen und nach drei Jahren, die Deutsch C1 Prüfung bestanden.
Nach diesen ganzen Jahren hatte ich den klassischen Deutschunterricht satt. Aus diesem Grund habe ich mit verschiedenen Kursen angefangen, in denen ich Deutsch aktiv sprechen konnte. Dann habe ich Melanie gefunden und seitdem nehme ich an ihrem Deutsch Konversationskurs teil. Ich bin sicher, dass ich nie wirklich perfekt Deutsch reden werde, weil es mir eher wie eine Lebensaufgabe scheint. Aber nach langer Zeit kann ich endlich von mir sagen, dass ich Deutsch sprechen kann.
Was sind deine wichtigsten Tipps, um dahin zu kommen, wo du heute stehst?
Je mehr, desto besser. Versuch alles auf Deutsch zu machen: Filme schauen, Musik hören, Bücher lesen, Kochrezepte, Fitness, die Einstellungen im Handy, am Computer usw. Im Prinzip alles, was möglich ist, sollte man immer auf Deutsch machen! Das ist definitv hilfreich.
Noch ein Tipp: Besuch andere Kurse auf Deutsch. Nicht nur Sprachkurse, sondern auch alle anderen Kurse wie zum Beispiel Sportkurse. Auch wenn man sie auf seiner Muttersprache machen könnte. So lernt man Wortschatz, Aussprache, Redewendungen, Ausdruck und alles, was mit der Sprache zu tun hat.
Welche Kurse haben dir besonders auf deinem Weg geholfen?
Am Anfang musste ich Grammatik lernen, da es daran einfach keinen Weg vorbei gibt. Auch wenn es mit 35 Jahren damals nicht einfach war, wieder zurück in die Schule zu gehen, kann ich heute sagen, dass es einfach notwendig war.
Als ich am Anfang meiner Deutschkarriere (A1 Niveau) nur zwei Mal pro Woche Deutschkurs hatte, war es für mich zu wenig, um wirkliche Fortschritte zu machen. Darum habe ich angefangen, täglich einen Deutschkurs zu besuchen. Ich habe einen Prüfungsvorbereitungskurs besucht. Das war nicht nur gut, um die Prüfung vorzubereiten, sondern auch um mein Deutsch allgemein zu verbessern.
Jetzt kann ich auswählen, was ich machen will. Im Moment ist der Deutsch Konversationskurs mit Melanie die richtige Wahl für mich und bringt mich weiter. Wir treffen uns ein Mal pro Woche in einer kleinen Gruppe mit insgesamt drei anderen Frauen, um ein bestimmtes Thema via Skype zu besprechen. Melanie korrigiert uns beim Sprechen und notiert alles Wichtige im Chat. Diese Konstellation ist momentan perfekt für mich.
Welche Einstellung war auf deinem Weg wichtig?
Von Anfang an habe ich es gewusst, dass ich in der Schweiz bleiben möchte. Darum war ich sicher, dass jeder Aufwand eine wichtige Investition in mich und meine Zukunft war.
Mit dieser Einstellung konnte ich mein Ziel im Auge behalten, auch wenn der Weg nicht einfach war.
Ich persönlich finde es für die Integratoin am wichtigsten, die Sprache zu lernen.
Hast du bestimmte Techniken, die dir besonders helfen?
Am Anfang habe ich jede neues Wort in einem kleinen Heft aufgeschrieben. Jetzt mache ich das nicht mehr, aber neue Wörter suche ich immer sofort im Wörterbuch.
Ideal wäre es natürlich, die neuen Wörter direkt im Kontext zu verwenden. Das ist dann der nächste Schritt. 🙂
Eine andere Technik, um motiviert zu bleiben, ist es, mir vorzustellen, wie ein Ausländer Spanisch spricht: Man macht Fehler, korrigiert sich, mit einem Akzent zu sprechen ist völlig ok und es ist total normal. Es gibt keinen Grund, sich zu schämen.
Welche Tipps würdest du Menschen geben, die auch in der Schweiz Deutsch lernen?
Ich würde ihnen sagen, dass es ein langer Weg ist. Also bitte versuch unbedingt eine/n gute/n Lehrer/in, spannende Kurse und motivierte Klassenkameraden zu finden, sonst ist es eine Qual. Auch geduldig zu sein, ist wichtig, da es Jahre dauern kann, eine Sprache zu beherrschen. Spass zu haben, ist das A und O.
Welche Herausforderungen musstest du überwinden? Wie hast du es geschafft?
Manchmal ist es mir peinlich, zwei oder drei Mal nachzufragen, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Wenn ich die Chance habe, frage ich trotzdem nach. Sonst sage ich einfach: „Können Sie es mir in anderen Worten sagen?”
Bis jetzt hat es immer gut funktioniert.