Ana Domínguez erzählt uns von ihrem Weg mit der deutschen Sprache und wie das Lernen der Sprache bei der Integration hilft.
Meine Ankunft
Als ich in der Schweiz gelandet bin, schon vor acht Jahren, habe ich nicht gewusst, dass man hier kein Deutsch spricht. Ich habe einen Akzent erwartet und viele lokale Ausdrücke, aber die Mundart hat mich total überrascht. Ich hatte Hochdeutsch in Spanien und in Österreich gelernt und zum Zeitpunkt meiner Ankunft in der Schweiz hatte ich bereits ein stolzes B1 Niveau.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Tag in der Schweiz. Überall hörte ich Ausdrücke wie: Grüezi! Willkomme in der Schwiiz! Wie got’s? Mmmh… okay, das war einfach. Am nächsten Tag ging es weiter: auf wird uf, Kindergarten wird Chindsgi, gut wird guät, gegangen wird gängä, etwas wird öppis, ist wird isch, Gutscheine wird Guetschii, zu wird zue, sehen wird üegä, nicht wird nöd, eimol statt einmal, und natürli viele Wörter mit -li am Ende wie Büebli, Gipfeli… ne ne, chei Wiitz! Schweizerdeutsch ist eine andere Sprache! Das beste ist, dass es keine Regeln gibt. Es ist eine Mundart, das heisst, dass eine Person aus Bern komplett anders spricht als eine Person aus dem Kanton Schwyz.
DEUTSCH IN DER SCHWEIZ UND HERAUSFORDERUNGEN
Ich war komplett überfordert und enttäuscht. Ich dachte mir, wenn ich richtig Deutsch lerne, wird es sicher einfacher später die Mundart zu verstehen und zu sprechen. Aber ich habe Deutschlernen in der Schweiz doppelt schwierig gefunden. Warum? Weil das, was man im Kurs lernt und hört, nicht das ist, was man dann auf der Straße hört und im Alltag üben kann. Meiner Meinung nach muss man eine neue Sprache jeden Tag hören, lesen und sprechen, um sie effizient zu lernen. Aber das ist hier einfach nicht möglich: Die Mundart ist überall! Auf der Straße, im Radio, in den Gruppen auf Facebook, …
MEINE ENTSCHEIDUNG – ZUERST RICHTIG DEUTSCH LERNEN
Nach den ersten eher anstrengenden Monaten in der Schweiz, habe ich eine Entscheidung getroffen. Und zwar, dass ich mich auf Hochdeutsch fokussieren will. Deshalb habe ich die Mundart hier in der Schweiz eine Weile für mich ausgeblendet. Ich hatte bemerkt, dass ich schon beide Sprachen miteinander vermischt hatte und das wollte ich nicht. Ich wollte Hochdeutsch richtig lernen! Und das war und ist der richtige Weg für mich! Seitdem hat sich mein Deutsch nämlich sehr verbessert. Vielleicht könnte man denken, dass ich mich nicht integrieren will, obwohl das der Hauptgrund ist, warum ich Deutsch lerne. Ich möchte mich unbedingt integrieren.
Einerseits wollte ich mich schnellst möglich integrieren und auch die Mundart lernen, andererseits musste ich diese Mundart für eine Zeit „ignorieren”, um mein Hochdeutsch zu verbessern. Und das ist nicht einfach. Bei der Arbeit sprechen alle nur in der Mundart und ich hatte besonders am Anfang viele Momente, wo ich die Nachrichten meiner Kollegen und Kolleginnen nicht verstehen konnte oder ich etwas falsch interpretiert habe.
SO LANGSAM VERSTEHE ICH AUCH SCHWEIZERDEUTSCH SEHR GUT
Auch heute bin ich noch sehr unsicher mit der Mundart, aber langsam kann ich fast alles verstehen. Ich antworte noch in Hochdeutsch, aber zumindest verstehe ich das Schweizerdeutsch jetzt. Und natürlich hat mein Deutsch ein C1 Niveau erreicht. Üben, üben und üben ist das Zauberwort!
Vielen Dank an die liebe Ana, die uns sowohl an ihren Schwierigkeiten als auch an ihren Erfolgen mit der deutschen Sprache teilhaben lässt.