Fällt es dir auch schwer, dich regelmäßig an den Schreibtisch zu setzen und etwas für deine Sprachkenntnisse zu tun? Keine Sorge, vielen Lernern geht es so. Dabei ist die Lösung einfacher als du vielleicht bisher vermutest.

Die Lerngewohnheit als Lösung

Wie du sicherlich weißt, solltest du regelmäßig lernen, um auch wirklich Fortschritte zu erzielen. Dies funktioniert am besten durch eine Lerngewohnheit, die du in deinem Alltag etablierst. Auf diese Weise denkst du nicht mehr groß darüber nach, wann du beispielsweise Vokabeln lernst oder einen kurzen Text schreibst, sondern nutzt die Zeit, um es auch wirklich durchzuziehen. Lerngewohnheiten sind also für jeden die perfekte Unterstützung, Regelmäßigkeit ins Lernen zu bringen und so Schritt für Schritt seinem Ziel näherzukommen.

Eine Lerngewohnheit etablieren – so geht’s

Natürlich kannst du nicht einfach beschließen, eine Lerngewohnheit zu haben. Vielmehr bedarf es einiges an Vorarbeit, um sich eine Gewohnheit zu etablieren, die dann auch langfristig Vorteile mit sich bringt. Es dauert Zeit, wobei in diesem Zusammenhang häufig die Zahl 30 genannt wird: So behaupten einige Studien, dass es exakt 30 Tage dauern würde, bis du dein Vorhaben als Gewohnheit in deinen Alltag integriert hast. Damit auch du dir in den nächsten Wochen eine Lernroutine aufbauen kannst, ist hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:

1 | Überlege dir eine tägliche Aufgabe.

Anders als viele glauben, muss deine tägliche Lernaufgabe nicht lang und kompliziert sein. Oft reichen schon ein paar Minuten am Tag aus, um wirklich an deinen Sprachkenntnissen zu arbeiten. In meiner Masterclass | Richtig Sprachen lernen nenne ich diese eine tägliche Aufgabe Deine Just-Do-Aufgabe. Doch was ist das genau? Im Grunde hast du hier freie Wahl, denn du entscheidest, was du täglich lernen möchtest. So kannst du beispielsweise deine Vokabeln wiederholen, einen Artikel in einer Zeitschrift (oder online) lesen oder ein Video auf YouTube sehen.

Wichtig ist hierbei, dass es sich wirklich nur um eine tägliche Aufgabe handelt. Nimmst du dir nämlich zu viel vor, wird genau das Gegenteil von dem, was du dir wünschst, passieren: Deine Motivation geht verloren, du fühlst dich überfordert und gibst vorzeitig auf, sodass die Lerngewohnheit sich überhaupt nicht in deinem (Lern-)Alltag etablieren konnte. Beginne daher mit nur einer täglichen Aufgabe und traue dich erst an die nächste, sobald diese fest in deinem Alltag verankert ist.

2 | Lege ein Zeitfenster für deine Aufgabe fest.

Doch nicht nur deine Aufgabe an sich ist wichtig, sondern auch der Zeitpunkt, zu dem du diese erledigst. Ich wiederhole beispielsweise jeden Tag direkt nach dem Frühstück meine Vokabeln. Auf diese Weise habe ich bereits in der ersten Stunde des Tages etwas für meine Sprachkenntnisse getan und kann den restlichen Tag entspannt angehen, denn ich habe ja bereits etwas (Neues) gelernt.

Bevor du also eine Lerngewohnheit etablieren möchtest, überlege dir auch, wann du Zeit für deine tägliche Aufgabe hast. Dies kann vor oder nach dem Frühstück, auf dem Weg zur Arbeit oder auch nachmittags bei einer Tasse Kaffee sein. Am Anfang ist es wichtig, dass du verschiedene Uhr- bzw. Tageszeiten ausprobierst, um zu sehen, welche Uhrzeit für dich am besten funktioniert. Doch vergiss dabei nicht: Nur weil dein bester Freund, deine Ehefrau oder ein Lerner aus deinem Sprachkurs am liebsten morgens lernt, heißt das nicht, dass diese Zeit auch für dich am besten ist. Höre daher immer auf dich und deinen Körper und finde heraus, wann du am leistungsstärksten bist.

3 | Nutze einen Kalender, um deinen Fortschritt zu verfolgen.

Ist es nicht am schönsten, eine erledigte Aufgabe von der To-Do-Liste zu streichen? Das gleiche Prinzip kannst du auch mit Lerngewohnheiten nutzen. Sobald du deine Aufgabe abgeschlossen hast, machst du einen großen Haken in deinem Kalender. So bleibt deinen Fortschritt sichtbar und du motiviert.

Bist du eher der digitale Typ? Auch das ist kein Problem. Mittlerweile gibt es zahlreiche Apps, die dir dabei helfen, Gewohnheiten aufzubauen. Erstelle dir hierfür einfach deine tägliche Lernaufgabe und markiere sie als erledigt, sobald du fertig bist.

4 | Sei stolz auf dich und mute dir nicht zu viel zu.

Den größten Fehler, den Lerner am Anfang machen, ist folgender: Sie wollen zu viel und glauben, dass sie immer zu wenig lernen. Doch das ist falsch! Wenn du regelmäßig – also jeden Tag – ein paar Minuten lernst, ist das besser als einmal pro Woche eine Stunde am Stück. Daher sei stolz auf dich und lächle, wenn du deine Just-Do-Aufgabe durchgezogen hast.

Lerngewohnheiten sind immer individuell

Wie du bereits erfahren hast, gibt es nicht die perfekte Uhrzeit für alle. Und auch die Aufgabe, die jeder für sich wählt, ist individuell und hat andere Gründe.

Daher vergiss nie: Eine Lerngewohnheit ist immer individuell. So hat jeder Lerner gute wie auch schlechte Tage, wobei die Kunst darin liegt, die guten zu nutzen und die schlechten zu akzeptieren.

Du bist schließlich kein Uhrwerk, das Tag für Tag nach dem gleichen Rhythmus läuft. Und auch deine Lerngewohnheit soll genau hier ansetzen: Sieh jeden Tag als guten Tag, wenn du deine tägliche Aufgabe erledigt hast. Alles, was du zusätzlich lernst, ist ein Bonus, der dir dabei hilft, noch besser zu werden und noch schneller Fortschritte zu machen.

Doch auch wenn du an einem Tag krank bist, Stress bei der Arbeit oder einfach nur schlechte Laune hast – all das sind Gründe, die dein Lernen beeinflussen und die du nicht unterschätzen solltest. Trotzdem ist es wichtig, dass du ein paar Minuten in dein Lernvorhaben investierst und dich so von anderen Lernern abhebst. Denn auch nur fünf Minuten täglich sind 35 Minuten in der Woche, 150 Minuten im Monat und 1825 Minuten im Jahr, die dir dabei helfen, deine Lernziele zu erreichen. Ganz schön viel Zeit, die du dank deiner Lernroutine in deine Sprachkenntnisse investieren kannst, oder?

Welche Lerngewohnheit hast du in deinem Alltag etabliert?

Über die Autorin: Lena Müller ist Sprachlehrerin für Deutsch, Italienisch sowie Französisch, Autorin und das Gesicht hinter Sprachenlust.de. Mit ihren Sprachkursen und der Masterclass unterstützt sie Lerner dabei, ihr Lernvorhaben zu realisieren und ihre Ziele zu erreichen. Zudem erscheint jeden Freitag ein neuer Blogartikel rund um das Thema Sprachenlernen.